Das Goldfischglas ist leer

und die Heizung leckt. Der Garten steht 30 cm unter Wasser, der Backofen strahlt wie Fukushima, vor der Haustür stapeln sich die Paletten mit Senf, dabei heiße ich noch nicht einmal im weitesten Sinne „Lohse„.

Warum? Oh warte, es geht noch weiter…

Die Tiefkühltruhe gleicht meiner Badewanne, nur mit Einlagen.
Das Garagentor steht weit offen, der Zweitwagen ist weg. Meine Frau und die Kinder auch.
Die Beleuchtung im ganzen Haus schaltet sich wie ein Blinker immer ein und aus.
Die Badewanne läuft seit Tagen über und der Goldfisch hat sich in den Garten gerettet.
Die Temperatur im Haus beträgt kuschelige, aber einheitliche 46,3 Grad C.
Die im Pool auch.
Der Computer legt seit Tagen pausenlos facebook-accounts an und am Router blinken sämtliche Lämpchen vor Freude über die viele Aktivität bei der Verteilung von Kinderpornos. Deshalb stand wahrscheinlich auch die Polizei vor der Tür.
Dafür zeigen wenigstens die Flatbüldschürme in allen Räumen die neuesten Wall-Street-News mit diesen Glaskugel-Anal-üsten.
Alle Überwachungskameras sind eingeschaltet und auf dem Kontrollmonitor steht „BKA“.
Die Polizei will meinen nPersonalausweis sehen und sagt dann, der wäre ungültig und ich würde hier ja nicht mal wohnen. Daraufhin zeige ich ihnen meine elektronische Gesundheitskarte. Sie sagten noch, dass ich aber noch ganz gut aussehen würde, nach der schweren Herztransplantation. Ich war wirklich noch nie ernsthaft krank in meinem kurzen Leben.
Mein iPhone klingelt und vibriert so heftig in meiner Hosentasche, dass ich mir ein bizarr gequältes Lächeln nicht verkneifen kann. Denn ich habe ziemlich tiefe Taschen.
Chantal ist dran. Ich kenne überhaupt keine Chantal. Außer die aus der DDR und die aus den Pornos. Sie sagt, dass die Flashmob-Party gestern bei mir supercool war und sie ihren BH irgendwo vergessen hätte. Ich sach noch Mädel, BHs sind sowas von 80ies, da unterbricht mich frecherweise mein Nachbar.
Er beschwert sich, dass meine ausgehungerten Hunde bei ihm Zuflucht gesucht hätten. Dabei wohnt der nur 7 km entfernt.
Außerdem, woher hat Chantal meine Nummer?
Inzwischen habe ich meine Hände auf dem Rücken verschränkt bekommen, kein Hemd mehr an und ein freundlicher Herr in schwarzem Ganzkörperkondom mit Augenschlitzen, Heckler & Koch im Anschlag, geleitet mich nett aber bestimmt zu einem von 12 gepanzerten Einsatzfahrzeugen.

Dabei war ich doch nur 3 Tage weg.
Schöne, bekloppte neue Online-Welt.

Und wenn Du nun glaubst, dass alles sei nur reinste Science-Fiction, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass
a. Du Loriot nicht kennst
b. den ersten verlinkten Artikel nicht gelesen hast
c. Du auch an diese sichere, coole Home-Automation-Welt glaubst
d. Du auch noch Boulevardpresse liest
e. Du auch zu dieser iPhone-Generation zählst
f. oder meinst, dass Dich das persönlich alles nichts angeht