Moderne Sklavenhaltung

Die Zahl der LeiharbeiterInnen in Altenheimen und Krankenhäusern ist in den letzten sechs Jahren um satte 400 Prozent gestiegen.

Nach einem Bericht der Süddeutschen Zeitung sind davon knapp zwei Drittel nicht über die Niedriglohnschwelle hinaus gekommen.

Ich seh das so:
Abgesehen davon daß es letztlich immer der Patient ist, der für sein gutes Geld dann noch darunter leiden muß, gehört diese „moderne Art“ der Sklavenhaltung, und damit meine ich sämtliche Leiharbeitsfirmen, sofort verboten. Ohne Ausnahme und Sondergenehmigungen. Und das gilt auch für alle sogenannten 400-Euro-Jobs.

Erstens
Wir haben einen wunderbar aufgeblasenen, bürokratisch gewachsenen Vermittlungsmarkt mit der Bundesanstalt für Arbeit. Wofür zum Henker brauchen wir noch einen zweiten?
Das kann also nur einen einzigen Grund haben: Gewinnoptimierung im Sinne der Unternehmen.

Zweitens
Durchschnittlich verdienen diese Skalven um die 1600 Euro brutto. Die Niedriglohnschwelle für einen Alleinstehenden liegt in Deutschland bei 1802 Euro. Ich will also erst garnicht davon anfangen, welchen volkswirtschaftlichen Schaden diese Leiharbeitsfirmen unter dem Strich und mittelfristig anrichten.
Warum?
Wer soll denn bitte das Ganze was produziert oder als Dienstleistung angeboten wird im Endeffekt noch kaufen und bezahlen? Und dann regen sich Unternehmen und Politiker auch noch über die selbst vorexerzierte Geiz-ist-Geil-Mentalität auf?
Dann kann man eben einfach keine Trigema-T-Shirts mehr kaufen, sondern nur die Dinger vom Billiganbieter, die für ’nen Appel und ’nen Ei durch Kinderarbeit im weiten, fernen Osten produziert werden….oder allenfalls gar keine. Der von mir sehr geschätze Unternehmer Wolfgang Grupp hat das schon vor langer Zeit sehr richtig erkannt..

Drittens
Und jetzt höre ich sie schon wieder, die Lobbyisten: Das ist alles nur der Fachkräftemangel schuld. Hinten und Vorne fehlen Leute in den Pflegeberufen.
Ja…Hallo? Selbst schon mal in der Pflege gearbeitet? Ihr dämlichen BWL-Theoretiker. Das ist echt harte Knochenarbeit von der ihr doch absolut keine Ahnung habt! Und „wenn man selbst keine Ahnung hat, dann hält man gepflegt die Schnauze.“ (Nein, nicht Nuhr, der hat das auch nur geklaut, sondern Wolfgang Menges Ekel Alfred in Ein Herz und eine Seele, 1969).
Gestaltet vernünftige Arbeitsbedingungen, bezahlt die Leute entsprechend. So einfach ist das, aber das geht ja nicht, wegen der eurovernebelten Hirne und der Gewinnoptimierung. Also – wer ist schuld am sogenannten Fachkräftemangel?

Viertens
ist dieses gesamte Gesundheitssystem selbst sowas von krank, verfilzt und gleicht einem rücksichtslosen, straffen Industriebetrieb, bei dem es nur noch um eines geht:
Geld scheffeln ohne Ende und ohne Rücksicht auf Kollateralschäden.

Und wer bleibt letztendlich auf der Strecke?
Die, die auf Pflege und Hilfe angewiesen sind.